Meerschweinchen sind sehr soziale Tiere und brauchen das Miteinander mit Artgenossen. In der Natur leben Meerschweinchen in Gruppen von ca. 4 Tieren zusammen.
Haben Sie sich für die Haltung von Meerschweinchen entschieden, so bleibt die Frage offen: Wie viele Tiere sollen zusammen leben, wieviel Platz können Sie den Tieren zur Verfügung stellen und wie soll die Gruppe zusammen gesetzt sein.
Was bei der Zusammenstellung der Gruppe zu beachten ist:
Alter der Meerschweinchen
Bei größeren Gruppen ist es ideal wenn Meerschweinchen in verschiedenen Altersstufen zusammenleben, da diese sich meist gut ergänzen. Ausnahme: Es ist nicht sinnvoll, zwei oder mehr Babys ohne erwachsenes Tier zu halten. Häufig werden Jungtiere, beispielsweise Geschwister aus einem Wurf, als Kleingruppe gehalten. Diese Meerschweinchen sind oft nicht sozialisiert, vor allem dann, wenn sie zu früh von den älteren Tieren getrennt wurden. Junge Meerschweinchen sollten immer mit älteren Meerschweinchen zusammen leben um von ihnen zu lernen. Dies gibt ihnen nicht nur (Selbst)Sicherheit und Schutz, sie werden in der Regel auch schneller zahm und sind weniger ängstlich, wenn ein älteres Meerschweinchen als Leittier der Gruppe fungiert.
Wenig sinnvoll ist es, einzelne Meerschweinchenbabys zu älteren Tieren zu setzen. Alte Meerschweinchen sind schnell genervt von den Jungtieren, da diese lebhafter sind und andere Spiel- und Bewegungsbedürfnisse haben. Jungtiere dagegen langweilen sich schnell in der Gesellschaft von ausschließlich alten Artgenossen, da ihnen gleichaltrige Sozialpartner zum Herumtoben fehlen. Jungtiere sollen daher nicht allein in eine Gruppe oder zu einem Alttier ziehen. Besser werden immer gleich zwei junge Tiere integriert.
Ein Kastrat, ein oder mehrere Weibchen
Die wilden Verwandten unserer Meerschweinchen leben in Harems. Ein Bock lebt mit drei oder mehr Weibchen zusammen. Diese Gruppenzusammenstellung hat sich auch in der Heimtierhaltung bewährt und ist für Meerschweinchen und Besitzer besonders interessant. Ein Kastrat und mehrere Weibchen bilden im Normalfall eine harmonische Gruppe, in der man das komplexe Zusammenleben und Sozialverhalten der Tiere gut beobachten kann. Wenn die Gruppe nicht häufig verändert wird, wählt sich der Kastrat eine “Hauptfrau” aus, welche ihn innerhalb der Gruppe stützt und mit der er auch zusammen frisst und schläft. Allerdings ist das nicht immer so, manche Böcke kümmern sich um alle Weibchen, andere gehen auf die Bedürfnisse ihrer Weibchen kaum ein. Im Idealfall kümmert sich der Bock während der empfängnisbereiten Tage um die Weibchen, bebrommselt und bespringt sie. Er schlichtet Streitigkeiten zwischen den Weibchen und versucht sie zu beschützen.
Der Bock und sein Hauptweibchen sollten etwa gleich alt sein, gleichaltrige oder jüngere Weibchen können meist problemlos dazu gesellt werden. Ältere Weibchen ordnen sich einem jungen Bock nicht immer unter, häufig setzen sich junge Männchen aber durch. Der Gruppengröße sind kaum Grenzen gesetzt, allerdings bilden sich bei größeren Gruppen ab etwa fünf Weibchen häufig weitere Untergruppen. Der mit der Großgruppe überforderte Bock überlässt sogar mitunter ranghohen Weibchen die Führung einer oder mehrerer Untergruppen und kümmert sich selbst nur um seine “Hauptfrauen”.
Diese Gruppenkonstellation ist natürlich auch mit mehreren Weibchen und einem unkastrierten Bock möglich. Da die Weibchen dann aber ständig trächtig wären und es immer wieder zu Nachwuchs käme, sollte diese Kombination bei der Haltung von Meerschweinchen von Liebhabern nicht praktiziert werden.
Weibchengruppe
Reine Weibchengruppen ohne Kastrat sind ebenfalls möglich. Hier übernimmt ein Weibchen die Aufgaben des Bocks, manchmal wechseln sich die Weibchen dabei sogar ab. Manche Weibchengruppen wirken allerdings ohne Kastrat unruhig und es ist sinnvoll, einen Kastraten dazu zu gesellen. Der Anzahl der Tiere sind bei reinen Weibchengruppen keine Grenzen gesetzt. Weibchen fühlen sich in Gesellschaft vieler Weibchen sehr wohl. Auch Zweiergruppen sind möglich, wenn die Tiere gut zusammen passen. Wobei es ein Vorurteil ist, dass Weibchen immer friedlich zusammen leben. Unausgeglichene Weibchen neigen zu Zickereien und mobben sich häufig untereinander.
Bockgruppe
Reine Bockgruppen sind auch möglich, aber schwieriger in der Haltung. Hier ist nicht nur ein ausreichendes Platzangebot sehr wichtig, sondern auch das Altersgefüge der Gruppenmitglieder und wie gut sie sozialisiert worden sind, denn nicht alle Böcke sind Bockgruppentauglich.
Erfahrene Böckchengruppenhalter halten auch Gruppen, die sind größer als 2 Tiere. Auch 4 und 6 und mehr Böckchen sind bei viel Platz und ausreichender Erfahrung möglich.
Gruppengröße
Eine Meerschweinchenhaltung sollte aus mindestens zwei Meerschweinchen bestehen. Hier sind ein Kastrat und ein Weibchen ideal, aber auch zwei Weibchen oder zwei Böckchen können miteinander harmonieren. In größeren Gruppen sind die vielfältigen Verhaltensweisen von Meerschweinchen besser zu beobachten und die Tiere leben artgerechter, sind bewegungsfreudiger und aktiver. Weibchengruppen mit einem Kastraten sind in der Haltung einfacher als reine, gleichgeschlechtliche Gruppen.
Besonders viel Platz brauchen Gruppen mit mehreren Kastraten und Weibchen, da sich hier häufig Untergruppen bilden. Diese Gruppen müssen sich aus dem Weg gehen können.
Gehegegröße
In der Liebhaberhaltung ist der Gehegegröße kein Limit gesetzt, hier gilt, je mehr Platz die Tiere haben umso besser. Käfige im Zoohandel sind in der Regel eher ungeeignet, schöner sind geräumige Eigenbauten, die sich auch nach den Ansprüchen des Halters anfertigen lassen.
Da es für Züchter keine bundesweit einheitlichen Regelungen gibt, empfehlen wir, die Vorgaben des Deutschen Tierschutzbundes zu beachten und einzuhalten. Denn auch in einer Zucht ist den Tieren die bestmöglich Haltung zu ermöglich.
Haben Sie noch Fragen? Die Bundestierschutzkommission hilft gerne weiter.